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Lesung von Rolf Becker zum 75. Todestag von Hans Litten

Dienstag, 5. Februar 2013 | Autor: hfe | Diese Seite als PDF herunterladen

Rolf Becker hat Auszüge aus dem Kapitel “Raufhandel oder Totschlag – Rollkommandos oder Legalität” aus dem Buch “Denkmalsfigur: Biographische Annäherung an Hans-Litten 1903-1938” von Knut Bergbauer, Sabine Fröhlich, Stefanie Schüler-Springorum gelesen. Es folgten zwei Gedichte, die eine besondere Beziehung zu Hans Litten aufweisen und daher an dieser Stelle einen Wiederabdruck verdienen.

Rolf Becker - Lesung zum 75. Todestag von Hans Litten

Rolf Becker - Lesung zum 75. Todestag von Hans Litten

Rosen auf den Weg gestreut

Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,

erschreckt sie nicht – sie sind so zart!

Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,

getreulich ihrer Eigenart!

Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:

Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

Wenn sie in ihren Sälen hetzen,

sagt: »Ja und Amen – aber gern!

Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«

Und prügeln sie, so lobt den Herrn.

Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!

Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

Und schießen sie –: du lieber Himmel,

schätzt ihr das Leben so hoch ein?

Das ist ein Pazifisten-Fimmel!

Wer möchte nicht gern Opfer sein?

Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,

gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …

Und verspürt ihr auch

in euerm Bauch

den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:

Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,

küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!

Theobald Tiger

Die Weltbühne, 31.03.1931, Nr. 13, S. 452.

Rolf Becker liest Rilke

Rolf Becker spricht Rilke

Rainer Maria Rilke – Archaischer Torso Apollos

Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,

sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.

Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;

und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.

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Thema: Historisches

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